Auffangheim für Tiere

Papenbruch (MZV) Sven Galle hat lange Beine. Der kleine Shih Tzu ganz kurze. Da muss der Vierbeiner viel und hektisch hoppeln, um an der Seite des Papenbruchers mitzukommen. Aber es passt auch zum putzmunteren Ausdruck in den Augen des Hundes, der zu derzeit einem halben Dutzend gehört, die Sven Galle bei sich untergebracht hat.

Trippel, hoppel, hopp, hopp, hopp: Der kleine Shih Tzu ist vor sechs Wochen in Groß Pankow entdeckt worden, nachdem ihn jemand an den Laternenmast gebunden hatte. Jetzt kümmert sich Sven Galle um den putzmunteren Wonneproppen.

© MZV/Schönberg

Genau 20 Jahre gibt es Galles Tierpension schon. 1994 erhielt Galle die Gewerbelizenz für eine Hundepension. Fünf Jahre später zog er um – auf ein großes Grundstück, frei auf einem Feld zwischen Papenbruch und der L14 nach Herzsprung. Jetzt ist er der Mann, der im Landkreis gerufen wird, wenn irgendwo herrenlose Hunde gefunden werden. „Etwa 300 pro Jahr sind es“, sagt der Papenbrucher. „Es ist aber auch ein Kommen und Gehen“.

Manchmal sind es fünf Hunde am Tag, dafür eine knappe Woche lang nichts; bisweilen ist der Besitzer schnell gefunden; in Einzelfällen bleibt ein Hund auch Jahre auf dem Gelände. So sind Kampfhunde beispielsweise in Brandenburg verboten, werden bislang aber aufgegriffen und kommen dann ins Heim. „Ich muss dann sehen, dass ich sie in andere Bundesländer vermittelt bekomme, wo deren Haltung noch erlaubt ist“, sagt Sven Galle.

Gerade Polizei und Ordnungsbehörden müssen in vielen Fällen auf den Mann zurückgreifen, der mit Fangstange und Betäubungspfeilen kommt. „Die setze ich aber nur sehr selten ein“, sagt Galle. Meistens bekommt man auch wilde Hunde schnell beruhigt und in den Griff. Zu den schwierigen Fällen gehörte allerdings der Zugriff auf zwei Hunde in Fretzdorf: Ein herrenloser Rottweiler-Rüde, der seine Hündin, eine nicht minder kräftige und allein herum rennende Bulldogge, beschützen wollte und entsprechend angriffslustig wirkte (RA berichtete). Der Rottweiler war mit der Fangschlaufe gebändigt. „Die Hündin ging dann einfach hinterher“, so Galle. Schon wenig später meldeten sich die Besitzer. Seit der Hundechip-Verordnung ist es leicht auszumachen, wem die Vierbeiner gehören.

Der gefährlichste Einsatz war auf einem Grundstück in einem Waldstück. Die Kripo wollte es durchsuchen, kam aber wegen vier geifernd knurrenden Hunden nicht auf das Gelände. Da helfen dann die Betäubungsmitteln – und die Beamten können ihre Arbeit machen.

Häufiger als solche brisanten Begegnungen sind für den Hunde-Experten die Meldungen von Fundhunden – oft allein an einen Zaun oder an einen Pfahl gebunden. Der jüngst Fund war ein schon älterer Mischling. In Jabel trottete die arme Seele durchs Dorf. Niemand wusste, zu wem er gehörte. Geschwüre hatte er im Fell und die Hoden waren entzündet.

Generell ist das Verbreitungsgebiet, das Galle abdeckt, sehr groß. Es reicht bis Gransee und umfasst auch die gesamte Prignitz. Der kleine Shih Tzu – Namen gibt Galle seinen Tieren nicht, das überlässt er künftigen Besitzern – wurde zum Beispiel in Groß Pankow am Bahnhof aufgelesen. „Vor sechs Wochen hat ihn einfach jemand an den Laternenmast gebunden“, sagt Galle. Jetzt möchte er ihn gern abgeben – an einen neuen Besitzer, der sich bei ihm meldet.

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